Wer darf spenden und wie oft

Blutspenden kann jeder gesunder Mensch ab dem 18. Lebensjahr. Die obere Altersgrenze muss individuell entschieden werden. Die gesetzlich erlaubte Spendehäufigkeit ist nur mit Vorsicht zu geniessen und vom medizinischen Standpunkt viel zu hoch angesetzt. Derzeit ist für Männer eine Spendehäufigkeit von 6 Mal pro Jahr festgelegt. Für Frauen vor der Menopause sind es 4 Mal und danach 5 Mal. Zusätzlich müssen mindestens 8 Wochen zwischen den beiden Spenden liegen.

Aber auch wenn die Spender keine Anämie entwickeln, kommt es bei zu häufigem Spenden zu einem Eisenmangel. Der Verlust an Eisen bei einer Blutspende beträgt 250mg. Pro Tag werden in der Regel 1-2mg aus der Nahrung aufgenommen und diese Menge ist durch eine erhöhte orale Zufuhr nicht steigerbar. Eine vernünftige und gesundheitlich unbedenkliche Spendehäufigkeit wäre für Männer 2 Mal und für Frauen 1 Mal bzw. nach der Menopause auch 2 Mal pro Jahr.

WELCHEN TESTS WERDEN DIE BLUTPRODUKTE UNTERZOGEN

Ein wichtiges "Instrument" zur Spendertestung ist der Gesundheitsfragebogen. Dabei werden alle bereits bekannte oder vorbestehende Risikofaktoren abgefragt und potenziell nicht gesunde Spender gar nicht zur Spende zugelassen.

Die Tests, die eingesetzt werden sind sehr sensitiv, geben aber keine 100% Sicherheit. Besonders bei Erkrankungen mit einer längeren Latenzzeit, wo die Symptome nicht sofort erkennbar sind und der direkte oder indirekte Erregernachweis erst nach Tagen oder Wochen gelingt, ist ein Ausschluss über die Abfrage von möglichen Ansteckungsmöglichkeiten absolut notwendig. 

 

Ein gutes Beispiel dafür ist die Borreliose. Dabei können nach einem Zeckenbiss die Symptome oft erst nach Wochen auftreten und ein Erregernachweis im Blut wird erstens nicht routinemässig gemacht und zweitens gelingt nur selten. Auch der Nachweis von Borrelienantikörpern ist fast nie eindeutig. Aus diesem Grund wird gleich nach einem Zeckenbiss gefragt - ist der bekannt, muss der Spender für 8 Wochen von der Blutspende ausgeschlossen werden. Treten nach dieser Zeit keine Symptome auf, wird der Spender als gesund eingestuft und darf wieder Spenden.

Die Rückstellfristen - also die Dauer des Ausschlusses von der Blutspende - ist von der potenziellen Erkrankung abhängig.

Man muss immer bedenken, dass nur bestimmte wenige Erkrankungen wirklich durch Tests ausgeschlossen werden. Dazu gehören HIV, HBV, HCV und Syphilis, die über Blut und Körpersekrete übertragen werden. Aber auch bei diesen Erregern gibt es eine Latenzzeit bis zur Antikörperbildung oder der Möglichkeit eines direkten Nachweises im Blut. Daher sind Fragen über ein mögliches Risikoverhalten immer wahrheitsgemäss zu beantworten und schon der geringste Zweifel daran, dass keine Ansteckung stattgefunden hat, muss dazu führen, dass man SELBST von der Spende zurücktritt.

 

ES IST ABSOLUT UNZULÄSSIG BLUT ZU SPENDEN, UM EINEN HIV-TEST ZU BEKOMMEN!

 

Ausserdem wird auf dem Gesundheitsfragebogen erfasst, ob die Spende für den Spender selbst zumutbar ist. Im Gegensatz zum oben beschriebenen Empfängerschutz, gibt es auch viele Ausschlussgründe, die den Spender schützen. Zum Beispiel nach Operationen, Herzerkrankungen oder Thrombophilie und Blutungsneigung.

 

Bei jeder Spende werden die ersten ca. 40 ml in Teströhrchen für die Testung abgenommen.

Bei den Tests gibt es einige, die gesetzlich vorgeschrieben sind - dazu gehören HIV, HCV, HBV, die mittels Antikörpersuche und durch direkten Virusnachweis mit molekularbiologischen Methoden ausgeschlossen werden. Ausserdem wird nach Lues-Antikörpern gesucht und ein unspezifischer Marker einer Immunaktivierung muss untersucht werden. In Tirol wird dafür das CRP untersucht.

 

Zusätzlich wird aber bei allen Blutbanken in Österreich Parvo B-Virus, Hepatitis A-Virus und je nach Bedarf für bestimmte Empfänger CMV oder bei Rückkehrern aus Endemiegebieten West-Nile-Virus getestet.

 

Ausser einer Infektionsdiagnostik werden auch bei jedem Spender immunhämatologische Untersuchungen durchgeführt: Blutgruppe, Rhesus, Kell-Status und irreguläre Erythrozytenantikörper.

gruppenzwang

Während der Ausbildung bin ich oft bei Blutspendeaktionen als Spendeärztin mitfahren. Dabei ist mir ein seltsames Phänomen aufgefallen. Spender in kleinen Ortschaften oder aus geschlossenen Gruppen, wollen oft auf jeden Fall zur Spende zugelassen werden, um nicht in den Verdacht zu kommen, an einer Krankheit zu leiden oder zu einer Risikogruppe zu gehören. Daraus ist der freiwillige Selbstausschluss entstanden. Dieser bedeutet, dass der Spender scheinbar normal zugelassen wird, aber seine Spende ist von Anfang an für den Verwurf bestimmt, was er auch weiss und dem zustimmt.

nachträglicher selbstausschluss

Und sollte es einem Spender wirklich entfallen sein, dass die Erlebnissafari nicht in Burgenland sondern im Burundi war, ist ein schlechtes Gewissen zu wenig. Sowohl auf dem Blutspenderausweis, als auch im Internet under Rotes Kreuz oder Blut.at findet man Kontaktnummern, wo man das bekannt geben muss. Vor allem, wenn man Symptome entwickelt, die auf eine ernste Krankheit deuten - hohes Fieber, Krankheitsgefühl, starker Durchfall oder Erbrechen - und vielleicht bereits eine Diagnose vorliegt, ist es besonders wichtig, das Rote Kreuz darüber zu informieren. So kann beim Empfänger sogar prophylaktisch eine Therapie begonnen werden.

 

Für die Übertragung einer Krankheit, von der man selbst keine Ahnung hatte, kann niemand zur Verantwortung gezogen werden. Aber vor ca. 2 Jahren kam es in Österreich zu einem tragischen Vorfall, der eigentlich nur auf menschliche Gedankenlosigkeit und Ignoranz zurückzuführen ist.

Ein Spender hat vergessen anzugeben, dass er vor nicht mal zwei Wochen eine Zeitlang in Afrika war. Wie so etwas passiert, ist für mich unerklärlich, aber offenbar ist nicht für jeden so eine Reise ein denkwürdiges Erlebnis. Allerdings hat er sich mit anderen Spendern und mit dem Personal über die Reise unterhalten, also war sie ihm doch noch erinnerlich.

Einige Tage später hat er Symptome entwickelt, die als Malaria diagnostiziert wurden und dementsprechend auch behandelt wurden. Leider wurde in der Zwischenzeit sein gespendetes Blut an einen älteren Patienten verabreicht, der an der Folge der Malaria gestorben ist. Ich war natürlich nicht dabei und kann nur wiedergeben, was in den Medien beschrieben wird. Und es ist gar keine Frage, dass hier viele Personen und Institutionen versagt haben. 

Aber begonnen hat es mit der ignoranten Beantwortung des Gesundheitfragebogens.

 

DER GESUNDHEITSFRAGEBOGEN IST UND BLEIBT DAS WICHTIGSTE TESTINSTRUMENT BEI DER BLUTSPENDE!!!